Aus den USA zurück in die fränkische Ur-Heimat: Die Suche nach ihren familiären Wurzeln führte die Brüder Richard und Lesley Stern nach Gerolzhofen
GEROLZHOFEN – Auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Familie reisten die Brüder Richard und Lesley „Les“ Stern kürzlich in die unterfränkische Stadt Gerolzhofen – jenen Ort, den ihre jüdischen Vorfahren einst ihre Heimat nannten, bevor sie unter dem Druck des Nazi-Regimes in die USA flohen.
Die bewegende Familiengeschichte beginnt 1934, als Gustav Stern und seine Frau Selma ihren damals 16-jährigen Sohn Erich zusammen mit seiner Schwester aus Sorge um deren Sicherheit nach New York zu einem Onkel schickten. Drei Jahre später konnten auch die Eltern Deutschland verlassen und emigrierten in die USA. Ein ähnliches Schicksal erlebten andere jüdische Familien aus Gerolzhofen wie die des Konditoreibesitzers Simon Pfeifer und seines Schwiegersohns Arthur Hahn, der mit seiner 12-jährigen Tochter Lotte ebenfalls emigrierte.
In der neuen Heimat USA begegneten sich Erich Stern und Lotte Hahn erneut, verliebten sich und heirateten. Aus dieser Verbindung gingen die beiden Söhne Richard und Lesley hervor, die nun erstmals auf den Spuren ihrer Vorfahren nach GEROLZHOFEN zurückkehrten.
Empfangen wurden sie dort von Evamaria Bräuer, die sich seit vielen Jahren der Erforschung und Erinnerung an die ausgelöschte jüdische Gemeinde widmet. Mit ihrer Hilfe konnten die Brüder die ehemaligen Wohnhäuser der Familien Stern, Pfeifer, Hahn, Brodmann und Lewisohn aufsuchen. Ein besonders ergreifender Moment war der Besuch des Israelitischen Friedhofs, wo ihnen Bräuer sogar die Gräber ihrer Ur-Ur-Großeltern zeigen konnte.
Auch Stadtarchivar Norbert Vollmann trug mit wertvollen Einblicken zur Familiengeschichte bei. Im Stadtarchiv konnten die Gäste historische Anzeigen, Artikel und Gemeindedokumente einsehen, die das einst blühende Geschäftsleben ihrer Familien dokumentieren. Bürgermeister Thorsten Wozniak begrüßte die Gäste offiziell und überreichte ein Präsent der Stadt.
Nach einem gemeinsamen fränkischen Abendessen führte die Reise weiter nach FLOSSENBÜRG, wo die Brüder an der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers teilnahmen. Ihr Vater, Erich Stern, war als Mitglied der 90. US-Infanteriedivision an der Befreiung Deutschlands beteiligt.
Für Richard und Lesley Stern war dieser Besuch nicht nur eine persönliche Rückschau, sondern auch ein öffentliches Zeichen gegen das Vergessen. Die Gedenkfeier in Flossenbürg erinnerte sie eindringlich an die Schrecken des Nationalsozialismus – und daran, wie wichtig es ist, sich für ein dauerhaftes „Nie wieder“ einzusetzen.
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